In den ersten Nachkriegsjahren bestimmten überwiegend Klagen gegen Wohnraumbeschlagnahmen die Arbeit des Gerichts. Von 1.887 Verfahren, die bis Ende 1949 anhängig gemacht wurden, bezogen sich 1.005 auf dieses Teilgebiet des Verwaltungsrechts. Am ersten Sitzungstag stand beispielsweise ein Fall zur Verhandlung an, bei der eine 75-jährige Frau aus dem südhessischen Gernsheim gegen eine Entscheidung der örtlichen Wohnungskommission klagte, wonach die Frau, die als Einzelperson eine Ein-Zimmer-Wohnung mit Küche bewohnte, im Wege eines „Ringtausches“ eine andere Wohnung beziehen und ihre bisherige Wohnung einer ausgebombten vierköpfigen Familie überlassen sollte. Das Gericht entschied „die Entscheidung solange auszusetzen, bis die Gemeinde Gernsheim der Klägerin eine angemessene Ersatzwohnung angeboten hat“ (Darmstädter Echo vom 05.07.1977: Der Staat hat nicht immer Recht).
Bereits kurz nachdem das Verwaltungsgericht Darmstadt seine Tätigkeit aufgenommen hatte, zeichnete sich eine starke Inanspruchnahme verwaltungsgerichtlichen Rechtsschutzes ab, sodass sich Direktor Kirnberger im Dezember 1947 genötigt sah, in einem Schreiben an den Regierungspräsidenten in Darmstadt Alarm zu schlagen: „Das Verwaltungsgericht ist am Zusammenbrechen“, so lautete der erste Satz seines Schreibens. Neben dem – für damalige Verhältnisse – großen Geschäftsanfall von 200 Klagen und gleichzeitig äußerst geringer Personalausstattung sowohl im richterlichen als auch im nichtrichterlichen Bereich, bereiteten dem damaligen Direktor, der zu diesem Zeitpunkt mit 72 Jahren die Pensionsgrenze weit überschritten hatte, auch erhebliche krankheitsbedingte Ausfälle Sorge. Außer ihm selbst, so geht es aus dem Schreiben hervor, war offenbar nur ein weiterer hauptamtlicher Richter am Gericht tätig.
Als problematisch erwies sich in diesen ersten Jahren auch die räumliche Unterbringung des Gerichts, welches in der sogenannten „Baracke II“ einquartiert war. Dabei handelte es sich um behelfsmäßige Räume des Regierungspräsidiums in der Rheinstraße 62. Aufgrund des unermüdlichen Einsatzes von Direktor Kirnberger erfolgte im Jahr 1949 der Wiederaufbau des ehemaligen Gewerbemuseums in der Neckarstraße 3, das fortan für mehrere Jahrzehnte bis Ende der 1990’er Jahre als Gerichtsgebäude diente und heute die Finanzverwaltung beherbergt.